Chip and Charge im Tennis – Technik, Bedeutung und Anwendung
Der Begriff Chip and Charge beschreibt im Tennis eine offensive Spieltaktik, bei der der Rückschläger einen flachen, mit Unterschnitt gespielten Return („Chip“) ausführt und unmittelbar danach ans Netz vorrückt („Charge“). Ziel dieser Kombination ist es, den Gegner unter Druck zu setzen, bevor dieser seine Position im Ballwechsel stabilisieren kann. Der Schlag zeichnet sich durch Präzision, Kontrolle und taktisches Timing aus, da der Spieler den Ball früh nimmt und dadurch Zeit gewinnt, um die Netzposition einzunehmen.
Technik und Ausführung
Beim Chip wird der Ball meist mit einer kurzen, kompakten Bewegung gespielt, die den Ball flach über das Netz gleiten lässt. Durch den Unterschnitt entsteht ein geringerer Ballabsprung, was den Gegner zwingt, den Ball von unten zu nehmen. Der anschließende Charge erfordert eine schnelle Vorwärtsbewegung in Richtung Netz, um den folgenden Schlag – meist einen Volley – aus einer dominanten Position auszuführen. Diese Technik verlangt ein hohes Maß an Antizipation, Fußarbeit und Entscheidungsstärke, da der Spieler den Gegner „überraschen“ und gleichzeitig das Risiko eines präzisen Passierschlags eingehen muss.
Taktische Bedeutung und Anwendung
Chip and Charge wird besonders auf schnellen Belägen wie Rasen oder Indoor-Hartplätzen eingesetzt, wo der Ball nach dem Aufsprung flach bleibt. Die Strategie eignet sich vor allem gegen Aufschläger mit hohem Tempo, bei denen ein aggressiver Return die Initiative übernehmen kann. Im modernen Tennis wird diese Taktik seltener angewendet, da das Spiel von Grundlinien dominiert wird. Dennoch findet sie in bestimmten Spielsituationen – etwa als Überraschungsmoment oder als Mittel gegen Rhythmusspieler – weiterhin Anwendung.
Abgrenzung zu ähnlichen Begriffen
Im Unterschied zum klassischen Serve and Volley erfolgt beim Chip and Charge die Vorwärtsbewegung nach dem Return und nicht nach dem eigenen Aufschlag. Während der Serve and Volley-Spieler die Kontrolle über den ersten Schlag hat, reagiert der Chip and Charge-Spieler auf den Aufschlag des Gegners, was die Taktik besonders riskant, aber auch wirkungsvoll macht, wenn sie präzise ausgeführt wird.
Herkunft
Der Ausdruck stammt aus dem Englischen und setzte sich in den 1970er-Jahren im professionellen Tennis durch, als Netzangriffstaktiken ein zentraler Bestandteil des Spiels waren.
Beispiel: Ein Spieler chippt den Return kurz cross und rückt blitzschnell ans Netz, um den folgenden Ball per Volley abzuschließen.